Junge Ausbeute.
Die tägliche Quälerei – gibt es Wege aus der Kinderarbeit?
Die Ausbeutung von Kindern ist heutzutage trotz sämtlicher Konventionen ein schwerwiegendes Problem. Besonders in der Modebranche wird oft auf billige Arbeitskraft von Kindern zurückgegriffen. Was können wir gegen diese Missstände tun?
Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization - ILO - eine Unterorganisation der UN) liegt das Mindestalter für Erwerbstätige unter normalen Umständen bei 15 Jahren. Arbeit, die von Kindern verrichtet wird, die jünger sind, wird als Kinderarbeit bewertet. Diese Definition ist international anerkannt. Laut der ILO arbeitet ein Kind dann, wenn es wirtschaftlich aktiv ist. Das bedeutet, dass es regelmäßig eine bestimmte Arbeit oder Tätigkeit ausübt und dafür auf eine Art und Weise entlohnt wird, die den Markt beeinflusst oder für diesen bestimmt ist. In dieser Definition werden keine Kinder berücksichtigt, die unbezahlt arbeiten oder deren Arbeit nicht auf den Markt gerichtet ist. Würde man diese arbeitenden Kinder dazuzählen, wäre die der Umfang der Kinderarbeit weltweit wohl um einiges größer.
Auch die UN-Kinderrechtskonvention (KRK) hat eine wesentlich strengere Definition für Kinderarbeit entwickelt. Ihr zufolge ist Kinderarbeit jede Tätigkeit, die Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren schadet oder sie in ihrer Anwesenheit in der Schule einschränkt. Die Schäden können dabei von körperlicher ebenso wie emotionaler Ursache sein. Diese Konvention ist 1990 in Kraft getreten. Außer dem Südsudan und den USA sind dieser Konvention alle Mitgliedsstaaten der UN beigetreten. Als letztes kam Anfang 2015 Somalia mit dazu. Insgesamt wurde die Konvention von 195 Staaten unterschrieben. Dazu gehören auch Länder, die nicht Teil der UN sind. Allerdings gibt es eine Anzahl von Staaten, die Vorbehalte zu der Konvention geäußert haben. Dazu gehörte unter anderen zunächst auch Deutschland. Der Deutsche Bundestag hat der Konvention 1992 zugestimmt. 2010 wurden auch die Vorbehalte endgültig zurückgenommen.
Auch in Deutschland gibt es Formen von Kinderarbeit. 2011 haben 40% der 12 bis 16jährigen Schüler einen Nebenjob gehabt. Allerdings ist so ein Nebenjob in der Regel freiwillig und wird in diesem Sinne nicht als Kinderarbeit gewertet. In Deutschland gibt es – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – keine systematische, ausbeuterische Kinderarbeit im formellen Sektor. Jedoch muss man leider davon ausgehen, dass es auch in Deutschland Formen von ausbeuterischer Kinderarbeit wie Prostitution oder Kinderpornografie gibt. Es wird geschätzt das zwischen 10.000 und 20.000 Kinder und Jugendliche davon betroffen sind. Die Dunkelziffern sind wahrscheinlich sogar noch höher.
Ursachen
Es gibt viele Länder, in denen die Situation noch weitaus schlimmer ist als in Deutschland. Das liegt daran, dass Kinderarbeit insbesondere ein Problem von Ländern ist, in denen extreme Armut herrscht. Die meisten Eltern von Kindern in Entwicklungsländern schicken ihre Kinder nicht arbeiten, weil sie das wollen, sondern weil die Umstände sie dazu zwingen. Kinder sind jedoch auch besonders billige Arbeitskräfte. So entsteht eine Art Teufelskreis, in dem Eltern ihre Kinder arbeiten schicken, was zur Folge hat, dass Löhne weiter sinken und immer mehr Kinder, aber weniger Erwachsene eingestellt werden.
Verstärkt wird die Situation durch mangelhafte Sozialsysteme und fehlende Bildung. Die fehlende Bildung kommt zum einen dadurch, dass die Eltern oft nicht das Geld haben, um ihre Kinder überhaupt erst zur Schule zu schicken. Auf der anderen Seite gehen viele Kinder nicht zur Schule, weil sie arbeiten müssen. So entsteht ein weiterer Teufelskreis. Oft verbieten die Arbeitgeber den Kindern auch, zur Schule zu gehen. Häufig wird Kinderarbeit durch sogenannte Schuldknechtschaften verursacht. Diese sind vor allem in Südostasien verbreiten. Eine Schuldknechtschaft entsteht dann, wenn Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern zu Wucherzinsen Geld leihen und sie erst dann gehen lassen, wenn die Schulden abbezahlt sind. Da die Löhne aber sehr gering sind, kann kaum ein Arbeitnehmer genügend Geld aufbringen, um das gesamte Geld inklusive der Zinsen zurückzuzahlen. Darum werden die Schulden an die nächste Generation übertragen. So wird die ganze Familie, inklusive der Kinder, zu einer Art modernen Sklaven der Arbeitgeber.
Da Mädchen in vielen Kulturen, in denen Kinderarbeit ein Problem ist, einen geringeren Stellenwert haben als Jungen, sind sie von Kinderarbeit besonders gefährdet. Insbesondere in Afrika führen Kriege oder Krankheiten wie AIDS dazu, dass Kinder früh zu Waisen werden und sich daraufhin alleine durchschlagen und arbeiten müssen.
Was wir gegen Kinderarbeit unternehmen können
Arbeitende Kinder bekommen in der Regel keine Schulbildung. Das verursacht vor allem in ihrem Leben als Erwachsene weitere Schwierigkeiten. Denn ohne Schulbildung ist es schwer, sich ein gutes Leben aufzubauen. Hinzukommt, dass die Kinder meist körperlich harte, aber unqualifizierte Arbeit verrichten.
Dadurch erhalten sie auch keine Ausbildung und erlernen kein Handwerk. So sind Kinder, die schon früh arbeiten gehen auch im späteren Leben in der Armut gefangen. Dadurch, dass wir in der westlichen Welt Produkte aus den Händen von Kindern kaufen, unterstützen wir das ausbeuterische System. Doch ein reiner Boykott dieser Waren wäre keine Lösung. Die Kinder und ihre Familien sind nämlich auf das Geld der Kinderarbeit angewiesen. Wenn Kinder aus ihrem Arbeitsverhältnis entlassen werden, bekommen sie keinerlei Unterstützung. Dadurch landen sie auf der Straße oder in noch schlimmeren Arbeitsverhältnissen. Es gibt ein Beispiel aus Bangladesh: Hier wurden im Zuge eines Boykotts Kinder aus einer Textilfabrik entlassen. Viele von ihnen mussten daraufhin in Steinbrüchen arbeiten oder sich aus der Not heraus prostituieren.
Maßnahmen gegen Kinderarbeit müssen darum vielschichtig sein. Insbesondere die Hilfsorganisationen Unicef und Terre des Hommes setzen sich für die Recht von Kindern ein. Auch sie lehnen undifferenzierte Boykotts ab. Sie vertreten die Meinung, dass jedes Projekt zur Unterstützung arbeitender Kinder umfangreiche Bildungs- und Sozialmaßnahmen beinhalten muss. Ein Hilfsprojekt ist in der Regel dann erfolgreich, wenn es Kompromisse in den Lösungsansätzen enthält. Zu diesen Kompromissen gehören zum Beispiel flexible Schulen, die es den Kindern ermöglichen, den Unterricht zu besuchen und dennoch ihrer Arbeit nachzugehen. Auch die Arbeitgeber werden in solchen Projekten mit ins Boot geholt. Sie verpflichten sich beispielsweise, die Gesundheits- und Arbeitsbedingungen in ihren Betrieben zu verbessern, Kredite an die Eltern der Kinder zu vergeben und/ oder die Löhne zu verbessern, sodass die Kinder nicht mehr gezwungen sind, arbeiten zu gehen.
Insbesondere in Europa verpflichten sich bereits immer mehr Unternehmen dazu, dafür zu sorgen, mit ihrer Produktion keine ausbeuterische Kinderarbeit mehr zu unterstützen. Dazu führt vor allem der öffentliche Druck. Es gibt internationale Initiativen, die Firmen unterstützen, Produkte ohne Kinderarbeit zu produzieren oder sie kennzeichnen Produkte, die ohne illegale Kinderarbeit hergestellt wurden. Viele der letzteren Produkte stammen von Firmen, die sich bereiterklären, soziale Projekte für Kinder und deren Familien zu unterstützen.
Kinderarbeit in der Modebranche
Besonders in der Modebranche ist Kinderarbeit verbreitet. Auf der Website www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de gibt es eine Übersicht relevanter Marken (http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/firmen/branchen/textil/), in der die folgenden vier verschiedene Aspekte beleuchtet werden: Unternehmenspolitik gegen Kinderarbeit, Kontrollen der Produktionsstätten, Vorwürfe bezüglich Kinderarbeit und Engagement gegen Kinderarbeit. Bewertet wird nach dem Ampelprinzip. In jeder Kategorie kann ein Unternehmen mit Rot, Gelb oder – im Idealfall – Grün bewertet werden. Liegen nicht genügend Informationen vor, bleibt die Fläche frei.
Die beliebten Marken wie Zara, H&M, C&A, Jack&Jones und Benetton schneiden alle schlecht ab. Trauriger Spitzenreiter ist die Marke Pimkie, die in allen Kategorien mit Rot bewertet wurde und über deren Engagement gegen Kinderarbeit nicht genügend Informationen vorliegen. Auch teure Marken wie Ralph Lauren garantieren nicht für “saubere” Kleidung. Zwei von vier Kategorien werden mit Gelb bewertet, die Kategorie “Vorwürfe bezüglich Kinderarbeit” bekommt einen roten Punkt und betreffend des Engagements gegen Kinderarbeit liegen auch hier keine Informationen vor. Dass es auch anders geht beweisen Labels wie ThokkThokk, Switcher oder Blutsgeschwister . Die Bewertung dieser Unternehmen liegt rundum im grünen Bereich. Hier kann man guten Gewissens einkaufen.